NAS Whisky
NAS Whisky (No Age Statement)
In den 1970ern stieg weltweit das Interesse an Scotch Single Malt Whisky. Zu dieser Zeit war eine Altersangabe auf den Flaschen üblich und wurde auch werbetechnisch genutzt. Ein Globalplayer mit etlichen Brennerei (auch in Schottland) warb noch um die Jahrtausendwende mit dem Satz „It‘s the age that matters!“
Beim Konsumenten hat sich in dieser Zeit dadurch das Alter des Whiskys als absolutes Qualitätskriterium etabliert. Damit festigte sich auch die Einschätzung, dass z.B. ein 18 Jahre alter Whisky besser ist und mehr kostet als die Abfüllungen mit einem Alter von 12 oder 15 Jahren. In den Jahrzehnten davor waren durchaus jüngere Single Malts auf dem Markt und von Konsumenten akzeptiert und geschätzt – wie Dalmore & Glenfiddich, beide 8 Jahre alt.
Seit etwas mehr als einem Jahrzehnt werden auch NAS-Abfüllungen im Markt angeboten. Doch was ist ein NAS-Whisky? Es ist schlicht ein Whisky ohne Altersangabe.
Ursächlich für das Erscheinen der NAS-Abfüllungen ist die steigende Nachfrage durch den Single Malt Boom. Brennereien haben über Jahrzehnte ältere Whiskys auf den Markt gebracht mit stetig steigenden Preisen. Auch die steigende Nachfrage aus dem asiatischen Raum trägt zur Verknappung von altem Single Malt bei. Hinzu kommt die Planungsunsicherheit bezüglich der Nachfrage nach Single Malt in den nächsten Jahrzehnten. Das dies ein Problem ist, das ist in der Branche nicht neu und hat in der Vergangenheit zu zahlreichen Schließungen und Neueröffnungen geführt – siehe Port Ellen: geschlossen von 1983 – 2024, Rosebank: geschlossen 1993 -2023.
Die globale Nachfrage nach (altem) Single Malt hat bei zahlreichen Brennereien die Vorräte dahinschmelzen lassen und dazu geführt, dass die Nachfrage nicht mehr bedient werden kann und selbst die Standardabfüllungen zeitweise zugeteilt wurden – so geschehen bei Lagavulin 16 Jahre.
Die Einführung von Whisky ohne Altersangabe erlaubt den Brennereien eine Flexibilität um auf Nachfrageschwankungen zu reagieren. So wird es möglich, durch das Mischen von einem größeren Anteil überwiegend junger Bestände (z.B. 3-7 Jahre) mit einem kleineren Anteil an älterem Malt Abfüllungen ohne Altersangaben herzustellen. Neuere NAS-Abfüllungen waren Talisker Storm, Laphroaig Select Oak oder die Macallan 1824-Serie (Amber, Sienna, Ruby etc. bei der das Alter durch das vage Quest Collection ersetzt ist).
Die Bezeichnungen für die neuen NAS-Abfüllungen geben den Markeninhabern mit einer geschickten Formulierung eine deutlich bessere Möglichkeit der Vermarktung als für einen Malt mit einer relativ jungen Altersangabe. So ist Talisker Storm durch die gedankliche Verknüpfung mit einem wilden, maritimen Whisky für einen Kauf reizvoller als Talisker 10 Jahre.
Doch NAS- Abfüllungen sind nicht wirklich neu.
Für anfängliche Aufregung sorgten Abfüllungen wie Aberlour a’Bunadh, Ardbeg Uigeadail, Bowmore Legend, Glenfarclas 105° und Laphroaig Quarter Cask. Alle vorgenannten Abfüllungen sind inzwischen von den Konsumenten akzeptiert und die Aufregung hat sich gelegt. Alles nur Lärm gewesen, der mit dem nächsten „Skandal“ verebbt? Konsumenten haben sich schon immer über (gravierende) Änderungen aufgeregt:
Als Macallan sein Fine Oak-Sortiment auf den Markt brachte, gab es eine solche Aufregung. Die Welt der Konsumenten in aller Welt war schockierte, als klar wurde, dass Macallan all die Jahre lang die Kühnheit gehabt hatte, ihr Destillat nicht nur im ex-Sherry-Fass zu reifen (abgefüllt als Single Malt), sondern auch in ex-Bourbonfässer zu lagern (für Blended Scotch)! Und es gab auch Unruhe als die Scotch Whisky Association die neue Terminologie einführte, die unter Anderem den Pure Malt durch den „Blended Malt“ ersetzte.
Nachträglich gesehen war es vermutlich von Anfang an ein Fehler, Alter mit Qualität gleichzusetzen!